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08. Dezember 2020

Respekt! – für Lehrer und Eltern in dieser extrem herausfordernden Zeit

Webtitel SPD-Interview mit der Grundschule Hilpoltstein

Schule in Corona-Zeiten: Die SPD Hilpoltstein fragt nach.
Das Stadtspiegel-Interview mit Ingrid Hiebinger, Ute Stengel-Freund und Peter Benz von der Grundschule Hilpoltstein (ungekürzte Fassung):

Stadtspiegel: Herr Benz, Schulen sollen allen Kindern eine gute Startchance im Leben geben. Dieser Anspruch ist durch die Corona-Pandemie mindestens ins Wanken geraten.

Gute Chancen hängen in weit höherem Maße von den Gegebenheiten der Familie und sonstigen Einflüssen ab, das ist durch vielfache Studien erwiesen. Wir wollen und werden natürlich unseren Teil dazu beitragen und die uns anvertrauten Kinder bestmöglich fördern und unterstützen, um ihnen eine gewinnbringende und unbeschwerte Grundschulzeit zu ermöglichen, trotz Corona.

Corona hat von einem auf den anderen Tag dafür gesorgt, dass der herkömmliche Unterricht nicht mehr funktionierte. Während weiterführende Schulen zumindest für die älteren Schüler*innen digitale Medien und Konzepte nutzen konnten, war das in der Grundschule sicher nicht so leicht. Sind die Startchancen ins Leben für die Kinder schwieriger geworden?

Nach unseren Informationen gab es auch an den weiterführenden Schulen in der ersten Phase des Lockdowns erhebliche Probleme bezüglich der digitalen Umsetzung. Mebis, das offizielle System, sorgte beispielsweise zunächst, milde ausgedrückt, für Probleme. Es war überlastet. In den letzten Jahren wurde zwar häufig eine grundschulgemäße Version dieses Portals in Aussicht gestellt, faktisch wurde dies jedoch bis heute nicht umgesetzt. Unsere Betreuung erfolgte auf mehreren Ebenen. Und unsere eigene Kreativität war gefragt. Auch wir nutzten digitale Medien, wie Elternnachricht, erstellten und versendeten Erklärfilme. Zusätzlich betreute jede/r Klassenlehrer*in die Schüler*innen und Eltern individuell durch Telefonanrufe oder Materialpakete und einiges mehr…

Das stellt Lehrpersonen an Grundschulen, Eltern und v.a. Kinder vor immense Herausforderungen. Gerade die kleineren Kinder brauchen den persönlichen Bezug zu Lehrpersonen und anderen Kindern. Schulanfänger*innen sind neugierig, in der Entwicklungsphase, wollen etwas über sich, ihre Umwelt und ihre Mitmenschen erfahren.

Der persönliche Bezug zu den Lehrpersonen und anderen Kindern ist unbestritten extrem wichtig. Wir sind aber der Meinung, dass in vielen Familien wieder mehr intensive Beziehungen haben stattfinden können. Die Kinder erzählten uns von gemeinsamen Spielen, Ausflügen und Spaziergängen. Wir haben allergrößten Respekt vor dem, was Eltern sich einfallen haben lassen, um diese Zeit wertvoll zu gestalten.

Schildern Sie uns doch bitte aus Ihrer Sicht, wie hart es die Schule beim ersten Lockdown getroffen hat? Welche Mittel haben Sie während der Zeit genutzt? Waren Sie auf die Umstellung vorbereitet?

Selbstverständlich nicht. Niemand war darauf vorbereitet.

Was macht es mit Kindern und Jugendlichen, wenn sie wochenlang zu Hause isoliert sind?

Die Tragweite können wir nicht beurteilen. Das hängt davon ab, wie die Zeit zu Hause gestaltet wurde. Von Isolation möchten wir nicht sprechen, es gab ja dennoch vielfältige Formen der Kontaktaufnahme bis hin sogar zu persönlichen Treffen in der Kleingruppe unter Wahrung der Hygienevorgaben, auch auf Empfehlung des Kultusministeriums.

Sind Kinder auf der Strecke geblieben?

Ab Schulöffnung Anfang Mai bis zu den Sommerferien konnten wir unsere Kinder noch wochenlang betreuen. Wir haben kein einziges Kind vor Augen, bei dem wir das Gefühl hätten, es wäre auf der Strecke geblieben. Im Gegenteil, die Kinder strahlten viel Fröhlichkeit aus, weil sie glücklich waren, wieder in der Schule sein zu können.

Haben die Schulen aus dem ersten Lockdown etwas gelernt?

Selbstverständlich, sehr viel. Uns wurde noch deutlicher vor Augen geführt, wie eng Lehrkräfte, Eltern und Schüler miteinander verbunden sind und dass die Rädchen über das Schulgebäude hinaus intensiv ineinandergreifen müssen. Wir haben verschiedene Strukturen geschaffen, um die Kinder im Falle unterschiedlicher Szenarien zu erreichen und mit Schulmaterial versorgen zu können. Mittlerweile haben sich fast alle Eltern dazu bereit erklärt, auch digital mit uns zu kommunizieren. Das war in einigen Fällen nicht selbstverständlich, sondern bedurfte höflicher Überzeugungsarbeit.

Ist die Online-Betreuung mit Videochats und anderen Grundschulkindern eine Hilfe, auch wenn diese Medien nicht den fehlenden persönlichen Kontakt ersetzen können?

Die Schulen müssen von ihrem Dienstherrn in diesem Bereich datenschutzrechtlich vollumfänglich abgesichert werden. Leider ist dies bisher nicht der Fall. Aufgrund der hohen Sensibilität auch im Elternbereich sehen wir uns als Grundschule nach wie vor in diesem Bereich noch nicht auf der sicheren Seite. Sehr viele Eltern haben uns signalisiert, dass sie diese Form der Beschulung nicht wünschen, da eine Beaufsichtigung der Kinder hierbei unumgänglich ist. Viele empfinden die Versorgung mit Aufgaben (Buch, Heft, Arbeitsblatt), an denen die Kinder selbstständig arbeiten können, als Erleichterung. Eine digitale Beschulung muss sukzessive mehr und mehr greifen. Dies geht nicht von heute auf morgen, sondern braucht seine Zeit.

Ist die Schule mit genügend kindgerechten Medien ausgestattet?

Den Begriff Medien möchte ich hier genauer eingrenzen. Die Grundschule Hilpoltstein ist mit vielen didaktischen Medien gigantisch gut ausgestattet. Wir verfügen über wertvolles Anschauungs- und Arbeitsmaterial, damit die Kinder handelnd begreifen und lernen können. Unser Sachaufwandsträger, die Stadt Hilpoltstein, unterstützt uns hier auf hervorragende Art und Weise. Wir haben einen PC-Raum, jedes Klassenzimmer ist mit einem modernen Aktivboard ausgestattet. Allerdings ist im Hinblick auf die digitale Ausstattung durchaus noch viel Luft nach oben. Von den oberen Etagen wurde diese zumindest für die Grundschule in den Zeiten vor Corona offensichtlich für nicht so notwendig erachtet. Das gilt explizit nicht für die Stadt Hilpoltstein. Sie hat uns auch in diesem Bereich immer schon perfekt unterstützt.

Sind Lehrer*innen darauf vorbereitet, ausgestattet und entsprechend geschult – oder auch selbst interessiert, Neues auszuprobieren?

Trotz der extremen Anspannung und Belastung in den letzten Monaten haben unsere Lehrkräfte selbst in den Sommerferien intensiv durch Fortbildungen daran gearbeitet und sich auf künftige Situationen vorbereitet. Jede Lehrkraft stattet sich übrigens bisher privat, auf eigene Kosten, mit dem Nötigen aus (PC, Laptop, Drucker). Ob dies von einem Arbeitnehmer anderer Berufssparten auch so erwartet wird?

Wurde versäumt, sich grundlegende Gedanken über künftige Lehr- und Lernprozesse machen?

Nein, mit Sicherheit nicht! Unsere Kernaufgabe sehen wir darin, Lehr- und Lernprozesse permanent zu hinterfragen und zu optimieren.

Nach der ersten Schließung lautete – sicher zum Glück für die Kinder – die Botschaft: Wir kehren zurück zur Normalität, zurück in die Klassenzimmer, an fünf Tagen in der Woche, nach geltendem Lehr- und Stundenplan. Waren Sie gut darauf vorbereitet? Hatten Sie die gewünschte Unterstützung, z.B. bei der Erstellung des nötigen Hygienekonzepts an Ihrer Schule? Gab es einen fruchtbaren Austausch unter den Schulen?

Wir haben uns bestmöglich darauf vorbereitet: 30-Sekunden-Sanduhren zum Händewaschen, Seife, Papierhandtücher, Klebepunkte und Pfeile für Abstands- und Richtungsmarkierungen, Info-Schilder, Elternbriefe, Masken für Lehrkräfte und Kinder, Plastik-Trennwände, Absperrbänder für Pausenbereiche und Garderoben, etc.
An allgemeinen Konzepten und Vorgaben für alle Schulen in Bayern mangelte es durchaus nicht. Die Umsetzung für unsere Grundschule in Hilpoltstein stellte uns vor extreme Herausforderungen, zu deren Bewältigung wir kaum Hilfe von außen in Anspruch nehmen konnten. Der fruchtbare Austausch wurde von den Schulen beabsichtigt, allerdings hatte er eher den Charakter gegenseitiger verzweifelter Hilferufe und moralischer Aufrüstung.

Ist ein Schulbesuch auch mitten in der Pandemie in der gewohnten Form uneingeschränkt vertretbar? Wie lange ist das umsetzbar?

Hier sind wir die falschen Ansprechpartner. Bei der Vielzahl tätiger Mediziner und Virologen gehen wir davon aus, dass Kinder über den entsprechenden Schutz aufgrund von Anordnungen und Vorgaben sowie unserer gewissenhaften Umsetzung verfügen. Ob dies bei den Lehrern inklusive Risikopersonen der Fall ist, können wir nur hoffen.

Ist im Grunde die Zahl der Schüler*innen pro Klasse nicht zu groß? Besteht die Möglichkeit, Klassen zu teilen?

Nicht nur zu Corona-Zeiten! Wir erachten die Klassen für heutige gesellschaftliche Verhältnisse schon seit Jahren als viel zu groß. Stichwort Inklusion in ihren vielfältigen Ausprägungen. Außerdem wäre eine zweite Lehrkraft unser ausdrücklicher Wunsch. Die Problematik durch Wechselunterricht in den Elternhäusern haben wir ausreichend erfahren. Diese möchten wir zukünftig vermeiden. Das bedingt, dass uns die doppelte Anzahl an Lehrern und Räumen zur Verfügung gestellt werden müsste.

Wie „normal“ ist denn zur Zeit der Schulalltag? Werden Kinder in ihrem Entwicklungsprozess zu stark ausgebremst? Sind Schäden abzusehen oder zu befürchten?

Unsere Aufgabe ist es, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die Kinder trotz aller Widrigkeiten Freude am täglichen Schulbesuch haben. Das gelingt uns, so glauben wir, doch ganz ordentlich.

Halten Sie es für sinnvoll, dass auch die Kleineren im Unterricht Masken tragen?

Natürlich wären wir froh, wenn wir keine Masken tragen müssten. Es steht uns aber nicht zu, die Notwendigkeit zu beurteilen. Auch hier befinden wir uns wieder im medizinischen Bereich. Es geht um den Schutz aller Beteiligten, dem ist alles unterzuordnen.

Wie hoch ist die Belastung für das Lehrpersonal? In einem kürzlich erschienenen Zeitungsbericht haben Sie zumindest über einen Zuwachs an Zusatzlehrer*innen geschwärmt, Ihre neue Teamlehrerin. Erleichtern solche Maßnahmen den Unterricht? Sie haben zu Recht fehlendes Lehrpersonal angemahnt. Gibt es dazu einen Austausch mit dem KuMi?

Seit Jahren beklagen unsere Verbände den Lehrermangel und zeigen auf, dass dieser noch drastischer werden wird. Corona hat diese eh schon sehr heikle Situation noch deutlich verschärft, auch durch die Risikogruppen im Lehrerbereich. Ein extrem heißes Eisen.

Wollen die Kinder über die Pandemie reden, evtl. auch über ihre eigenen Sorgen? Die machen sie sich doch sicher – bestimmt nicht in erster Linie um sich selbst, sondern um ihre Familie.

In der Grundschule gehen Kindern genau jene Gedanken durch den Kopf, die ihnen von den Eltern mit auf den Weg gegeben werden. Von extremer Corona-Angst bis hin zum Leugnen von Corona ist alles dabei.

Haben Sie bestimmte Schülermaterialien zur Corona Pandemie? Extra im Lehrplan aufgenommen – Vorschläge …. – wie: Durch Corona müssen auch Kinder neue Wege gehen, um sich mit anderen auszutauschen und Freundschaften zu erhalten. Briefe oder Postkarten schreiben sind auch eine tolle Überraschung, die sowohl Empfänger als Sender Freude bereitet, z.B. an Seniorenheime oder das Frauenhaus oder oder ….

Über digitale Wege haben wir uns hinreichend geäußert. Herkömmliche analoge und emotionale Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und des Austausches pflegen wir seit Jahrzehnten bis zum heutigen Tag weiterhin intensiv, hier könnten wir sicherlich zahlreiche Beispiele aufführen.

Zum weiteren Geschehen: Sie haben erzählt, dass Sie pandemiebedingt auch die Elternbeiratssitzung per Videokonferenz geschaltet hatten. Wie groß ist die Zustimmung bzw. der Zusammenhalt unter den Eltern? Stehen Sie im regelmäßigen Austausch?

Wir stehen selbstverständlich in regelmäßigem Austausch. Bei uns in der Schule verhält es sich ähnlich wie in der großen Politik. Häufig besprechen wir in der Kleingruppe – mit der Elternbeiratsvorsitzenden und Vertretern des Elternbeirats, die ihrerseits wieder mit den übrigen Mitgliedern kommunizieren. Bereits für den 28. Januar 2021 ist ein weiteres Treffen mit dem Gesamtelternbeirat vereinbart. Ob das digital oder persönlich stattfinden wird, hängt von der Entwicklung ab.

Welche Empfehlungen haben Sie für Eltern von Grundschulkindern, wie sie damit umgehen sollen?

Hier zitieren wir unser Informationsblatt „Neues aus der Grundschule“, das den Eltern vor wenigen Wochen zugegangen ist: „Nicht Schuldzuweisung und Fehlersuche sollten Corona charakterisieren, sondern wechselseitiges Vertrauen und gegenseitige Unterstützung.“ Wir sind seit Beginn, nach wie vor und zukünftig bereit dazu.

Und wie sind Sie heute auf eine mögliche Schließung vorbereitet?

Sicherlich besser als nach dem ersten Lockdown.

Wir danken sehr herzlich für dieses Gespräch und wünschen Ihnen allen weiterhin viel Kraft und Engagement!


Dankeschön!

sagt die SPD Hilpoltstein allen Lehrkräften, die sich in den letzten Monaten so engagiert und ideenreich um unsere Kinder gekümmert haben. Danke auch an die Schüler*innen und Eltern für das Verständnis, wenn mal etwas nicht so funktioniert hat, wie es sollte. Corona zeigt uns aber auch, dass es richtig war, unsere drei Schulen frühzeitig mit digitalen Medien auszustatten und insgesamt für eine weit überdurchschnittliche Ausstattung zu sorgen.

 

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