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15. Juli 2019

Welcher ist der Stein des Anstoßes?

In seiner Sitzung vom 11.7.2019 hat der Stadtrat die Sanierung der Kanal- und Wasserleitungen in der Sternsingerstraße beschlossen. Im Zuge dieser Sanierungsarbeiten soll dort der gesamte Straßenzug auch mit neuem Pflaster aufgewertet werden. Dass die Bestellung der erforderlichen Granitmenge aus China wohl 56.000 Euro weniger kosten wird als die Lieferung des gleichen Materials aus dem nahen Bayerischen Wald, gibt Anlass zum Nachdenken – und zum Kommentieren.

Tatsächlich: Der Großteil der in Europa verbauten Natursteine stammt aus Asien, allen voran aus Indien und China. Der zitierte Preisvorteil, den in Asien produzierte Steinen mit sich bringen, ergibt sich aus meist manueller Fertigung bei niedrigen Lohnkosten. Nationale Gesetze für Beschäftigung und Arbeitsschutz werden häufig missachtet, ebenso internationale Sozial- und Arbeitsstandards. Unfälle, fehlende Versicherungen und fehlende Arbeitsverträge sind die Hauptprobleme, denen sich Einkäufer von Natursteinen bewusst sein sollten.

Auch CO2 haben die weitgereisten Steine jede Menge im Gepäck: Bei Natursteinen, die aus Deutschland bezogen werden, entsteht durch den Transport ein Treibhauspotential von 4,4 kg CO2-Äquivalenten pro Tonne. Der Transport aus dem europäischen Ausland verursacht 88,1 kg CO2-Äquivalente pro Tonne und der Bezug von Naturstein aus China verursacht mit 265 kg CO2-Äquivalenten pro Tonne Stein 60-mal so hohe Emissionen wie der Bezug aus Deutschland (Quelle: DEAB 2014).

Vor diesem Hintergrund sollten wir froh sein, wenn der Stadtrat „ganz ernsthaft überlegt“, wie es Jochen Münch in seinem Kommentar „… ein nachhaltiger Vorschlag für das nächste Sautrogrennen“ schreibt, „56.000 Euro mehr für die Granitsteine für die Sternsingerstraße zu bezahlen“ wenn diese aus dem Bayerischen Wald stammen.

Dazu der Leserbrief von Danielle Rodarius:

Beim Lesen des Einstiegs in den o.g. Kommentar im Lokalteil der Ausgabe vom 13./14. Juli habe ich mich zunächst gefreut – dachte ich doch, die Bemühungen der Stadt Hilpoltstein auf dem Weg zur Fairtrade-Town stehen im Fokus des Kommentators. Allerdings schlägt der Autor in den darauffolgenden Zeilen einen anderen Ton ein, der mich irritiert.

Jede/r von uns sollte sich freuen, dass eine Kommune ihren Teil dazu beitragen will, den notwendigen Wandel in der Gesellschaft zu unterstützen. Wir Bürgerinnen und Bürger sollten es schätzen, dass unsere Stadt hier eine Vorreiterrolle übernimmt. Fair gehandelter Kaffee, fair gehandelte Fußbälle und eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Plastikkonsum – das sind (zugegebener Maßen nur einige wenige) wichtige Handlungsfelder. Sicher wird das allein die Welt nicht retten, eine Mobilitäts- und Energiewende sind neben anderen weitere wichtige Fragen, in denen auch eine Kommune wichtige Beiträge leisten kann und muss.

Auch eine Auseinandersetzung mit der Herkunft und den Entstehungsbedingungen der Bau-Materialien, die in der Stadt zum Einsatz kommen, gehört zum Prozess einer Fairtrade-Town. Und dabei geht es nicht nur darum, ob die Steine aus dem Bayerischen Wald oder vom Ende der Welt kommen. Das ist eine verkürzte Gegenüberstellung, v.a. in Kombination mit der Summe möglicher Mehrkosten. Es geht um viel mehr, nämlich ob bei der Produktion der Steine Menschenrechte verletzt werden oder/und darauf geachtet wird, negative Umwelteinflüsse zu vermeiden. Ja, Fragen dieser Art bedeuten in der Beschaffung der öffentlichen Hand Mehraufwand bei Ausschreibungen und Vergabeentscheidungen. Und Fragen dieser Art bedeuten teilweise auch Mehrkosten im Einkauf.

Nicht in allen Fällen kann eine Kommune von heute auf morgen andere Wege gehen, hier sind langer Atem und Ausdauer nötig, und auch Mut. Aber sich diesen Fragen zu stellen, erwarte ich von einer Stadt, die sich der Verantwortung ihres Handelns bewusst ist. Unser Handeln hat Auswirkungen – auf das Leben der zukünftigen Generationen und auch auf das Leben von Menschen an anderen Orten dieser Erde. Wir wissen das, dennoch fällt uns allen ein entsprechendes Handeln in unseren Konsum- und Lebensweisen oft genug schwer. Und deswegen muss man sein eigenes Handeln immer wieder hinterfragen, ob als Privatperson, als Unternehmen, als Verein oder eben als Stadt. All das beinhaltet Aushandlungs- und Diskussionsprozesse. Aber wenn eine Kommune Akzente in Sachen nachhaltiger Entwicklung setzt, unterstützt sie die Schülerinnen und Schüler, die sich in der Fridays for Future-Bewegung engagieren und auch alle, die sich den Protesten anschließen, weil sie wissen, wie ernst es um unsere Zukunft steht.

Wenn sich dieses Bewusstsein dann durch verschiedene Bereiche in einer Stadt zieht, umso besser. Und wenn ein Bereich, wie in diesem Fall der Bauhof, unseren Umgang mit der Umwelt kritisch aufgreift und auf kreative (nicht beleidigende) Art und Weise thematisiert – dann verdient das, ebenso wie die Bemühungen der Stadt, einen anerkennenden Kommentar und keinen, der einen Ton anschlägt, der den Anschein erweckt, dass er all das eher ins Lächerliche zieht.

 

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